Wohlfühlen im Winter: Rituale

von Mag. Astrid Eder

Jetzt schleichen sich schon Tage oder Stunden ein, da mag man meinen: Der Frühling ist da!

 

Eine Biene summte letzte Woche an meinem Ohr vorbei – ich dachte schon an die Pflanzenplanung fürs Hochbeet. Die Sonne war an einem Nachmittag so herrlich stark – ich ließ beim Spaziergang die Haube zu Hause und den Mantel geöffnet. Dann, am Samstag, habe ich gar die ersten Schneeglöckchen zwischen Hochbeet und Weinrebe erblickt. Solche Momente schenken Vorfreude auf die wärmere Zeit.

Aber schnell werden wir durch einen Wetterumschwung oder unsere körperlichen Reaktionen wieder daran erinnert, dass es noch Winter ist.  Dann heize ich am Abend den Ofen nochmal kräftig ein, damit mir warm bleibt.  Ein kleiner Husten erinnert mich, die Haube immer mitzuhaben und den Mantel noch geschlossen zu lassen. Ja, es mag sein, dass uns diese Frühlingsmomente im Winter einfach ermahnen, geduldig zu sein und auf die Zeichen, die wir sehen, nicht nur mit den Augen zu verlassen, sondern auch hinzuhören. Da wird uns doch klar, dass wir noch Zeiten einplanen sollen, die uns Rückzug, Regeneration und Stärkung schenken. Warum wir die Ohren aktivieren sollen? Nun, der Mensch nimmt mit den Ohren doppelt so viele Sinneseindrücke wahr als mit den Augen, nämlich 50 pro Sekunde.

Die folgenden beiden Rituale können den ganzen Winter über hilfreich sein das Wohlbefinden zu stärken. Ich schätze sie aber besonders jetzt, wo wir den Frühling kaum noch erwarten können, weil sie durch ein Innehalten uns wieder bewusst werden lassen, wo wir stehen.

 

Der Nierenmeridian

In der TCM ist dem Winter- bzw. dem Wasser-Element der Nierenmeridian zugeordnet. Die Nieren sind die Wurzeln des Lebens und steuern die Triebe des Überlebens, der Selbsterhaltung und der Fortpflanzung. Dieser Meridian trägt in sich das Potenzial für unsere Lebendigkeit und Vitalität.

Die Nierenmudra wiederum ist hilfreich bei Erschöpfungszuständen und Energiemangel und hilft auch bei Ohr- und Knochenproblemen. Sie stärkt die Nieren, wärmt und beruhigt uns. Einfach die Daumenspitzen an die Kleinfingerballen legen und die Ringfinger über die Daumen legen.

Ich praktiziere diese Mudra jetzt besonders gerne, wenn ich bemerke, dass mir kalt ist. Und das passiert fast häufiger als noch im Dezember oder Jänner.  Einfach weil ich, ob manch heißersehnter Sonnenstunde, ein wenig nachlässiger beim Heizen und Anziehen werde.

So geht’s:
Der Daumen führt die Meridianlinie der Lunge. Der kleine Finger die Meridianlinien von Herz und Dünndarm. Der Ringfinger führt den Dreifach-Erwärmer. Der Dreifach-Erwärmer steuert drei Funktionskreise: Der obere Erwärmer beeinflusst die Chi-Aktivität in Lunge und Herz. Der mittlere Funktionskreis bezieht sich auf Magen und Milz. Der untere Erwärmer reguliert Niere, Leber, Blase, Dick- und Dünndarm. Der Dreifach-Erwärmer regelt somit die gesamte Körpertemperatur und das autonome Nervensystem.

Das Halten der Mudra lasse ich von wärmenden Gedanken begleitet sein, wie zum Beispiel dem Gefühl von den Sonnenstrahlen im Gesicht oder Zehen im warmen Sandstrand (scheint Ewigkeiten her zu sein). Nach dem Auflösen spüre ich einige Atemzüge nach und stelle mir vor, wie warmes Chi direkt in meine Nieren fließt und von dort in den ganzen Körper.

Diese und weitere Mudras findest du auch auf meinem Pinkzebra Yogablog „Good to know/mudras“

Shen Men-Massage

Wie die Nieren in der TCM dem Winter zugeordnet sind, ist es auch das Ohr. Die Sinneseindrücke, die uns das Ohr zur Verarbeitung ins Gehirn liefert, sind im Winter ein besonders subtiles Erlebnis. Weil sich im Winter alles zurückzieht und ruhiger wird, können wir mehr von dem hören, was sonst überdeckt wird.

Vor einigen Jahren hatte mich ein stressbedingter Tinnitus fest im Griff. Heute weiß ich, dass mein Körper zu mir gesprochen hat, ich aber nicht hören wollte. Viel lauter, als dieses unaufhörliche Pochen im Ohr, wenn es am Abend still wurde, konnte er eigentlich nicht werden. Für mich ist im Winter daher nicht nur die Zeit um den Schnee fallen zu hören, sondern auch um dem Raum zu geben, was sonst im restlichen Jahr kein Gehör findet.

Ein Ritual, das ich im Winter vor der Meditationspraxis durchführe – und das kann eine Hörmeditation sein – , ist eine Ohrmassage, deren Ausgangs- und Endpunkt die Stimulierung des Shen Men-Punktes ist.

In der Ohr-Akupunktur kann auch durch die Massage einzelner Ohrbereiche Einfluss auf bestimmte Köperzonen, Organe, … genommen werden.

Der Shen Men-Punkt hilft Körper, Geist und Seele auszubalancieren. Er ist hilfreich um Stress abzubauen und schenkt neue Energie. Eine Anleitung, um diesen Punkt zu stimulieren und in dich hineinzuhören findest du in meinem Mindful Melon-Blog unter Inspirationen/Rituale

Diese beiden Winter-Rituale baue ich auch gerne in die Übungspraxis meiner Yogastunden mit ein. Im März widmen wir uns das letzte Mal in diesem Zyklus dem Winter:

  • Dienstag Kurs (19-20:15 Uhr) YOGA & ACHTSAMKEIT mit Fokus: Hören / Lauschen
  • Mittwoch Kurs (18:15 – 19:45 Uhr) HATHA YOGA RELAX mit Fokus: Hüfte und unterer Rücken
  • Freitag Kurs (7:30 – 8:00 Uhr) YOGA SUNRISE mit Fokus: Wellenbewegungen & Swadhisthana Chakra
  • Am 19. März gibt es noch eine Winterausgabe von MINDFUL YIN YOGA mit Fokus: Hüfte und Emotionen

Das ganze Winter-Yoga-Programm findest du auf www.pinkzebrayoga.com

https://www.pinkzebrayoga.com/yoga/winterzeit/

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