Von der Angst, zu fühlen

von Bettina Stephanie Sohler

Hallo geschätzte Herzensfrau! Zu Beginn möchte ich dich einladen, deine Hand auf dein Herz zu legen und die Augen zu schließen. Kannst du deinen Herzschlag spüren? Wie fühlt er sich an?

 

Es ist ein Wunder, dein Herz schlägt für dich, ohne dass du selbst aktiv etwas dafür tun brauchst. Es schlägt für dich, weil du wichtig und einzigartig bist. Mit all deinen Ecken und Kanten, mit all deinen Erlebnissen, Fehlern, Entwicklungsschritten, mit allen deinen Gefühlen, auch mit denen, die du am liebsten verdrängst oder versteckst, weil sie dir unangenehm oder einfach fremd sind.

Mein Herz schlägt (nachdem es für mein Leben schlägt) auch für die Echtheit der Gefühle: Für das Fühlen, das zwischenmenschliche tief Verbunden sein in Paarbeziehungen, in Eltern-Kind-Beziehungen, in Freundschaften, in beruflichen Konstellationen, in Tier- und Naturbeziehungen.

Nein, das war nicht immer so….

In diesem Beitrag möchte ich dich mitnehmen auf eine kleine Reise in meine Vergangenheit. Also auf den Spuren der Verletzlichkeit, der Andersartigkeit, dem Fremdfühlen in der Herkunftsfamilie, dem Wunsch nach Zugehörigkeit hin zu Fehler-Akzeptanz, Selbstvergebung, Entdeckung meiner Berufung, der Psychosomatik und der Liebe zur Echtheit in bunten Farben.

Ich war lange Zeit ein Einzelkind und wurde großteils von meiner Uroma aufgezogen und begleitet. Meine Mama bekam mich sehr früh, ihre Beziehung war zu Ende gegangen, sie war alleine, sehr jung und schämte sich, alleine zu sein und ein uneheliches Kind zu haben. Deshalb ging sie sehr früh wieder arbeiten. Heute vermisst sie diese Zeit. Mir tut es auch leid für uns beide. Die damalige Zeit ist heute nicht mehr da. Jedoch spüre und erlebe ich, Beziehung kann schrittweise wieder wachsen und heilen, aber ganz von der Tiefe heraus … nicht ganz.

Fangen wir hier schon einmal an, uns in die Gefühle hineinzuversetzen: Liebe, Angst, Schuld und Schamgefühl, Verzweiflung, Ohnmacht, Wut, Traurigkeit, Hilflosigkeit, um nur ein paar davon zu nennen. Hätte es den Platz für die Echtheit der Gefühle damals schon in der Herkunftsfamilie meiner Mama gegeben, hätten die Umstände wahrscheinlich anders ausgesehen. Vielleicht ein Grund, warum es für mich einfach nicht ohne Gefühle geht.

Sechs und sieben Jahre später kamen meine Geschwister zur Welt, in der Familie meines leiblichen Papas etwas später. Glücklicherweise durfte ich beide Welten immer wieder besuchen und kein Kontakt brach je ganz ab. Jedoch gab es so viele Gefühle, die ich nicht einordnen oder benennen konnte. Sie taten weh, sie machten mir Angst und irgendwie wirkte es so, als würde niemand in meinem Umfeld meine Herzenssprache sprechen. Ja, es dauerte wirklich lange, ich glaube, fast bis ich 14 Jahre alt wurde, bis ich Menschen traf, bei denen ich mich echt aufgehoben und verstanden fühlte.

 

 

Klar gab es auch davor immer wieder einzelne Menschen, denen ich mich verbunden fühlte, jedoch waren manche Kontakte davon auch zugeschriebene Rollenfreundschaften. Nach dem Motto: Du tust dir leicht in diesen Schulfächern, ich mag dich, du kannst mir helfen, du bist zuverlässig, du kannst dich um den Burschen kümmern, der nicht mehr zur Schule gehen will … Ich hatte oft überhaupt keine Lust darauf, traute mich aber nicht Nein zu sagen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, auch kein anderer tat das.

Immer wieder zeigte mir mein Körper, dass es ihm nicht passt: zu schwer, zu eng, zu vorgefertigt, zu oberflächlich, zu falsch.

Nach dem vorzeitigen Beenden meiner Aupair-Zeit (gefühlt das erste Mal etwas nicht durchgezogen hatte, was mir sichtlich mental und körperlich schadete), dem verfrühten Ende einer Reise in Spanien mit einer besonderen Freundin, entdeckte ich langsam, wie es sich anfühlen kann, einfach mit Leichtigkeit im Gepäck zu reisen und langsam nach und nach Seelenballast abzuwerfen, der gar nicht mir gehört.

Therapeutische Unterstützung tat hier sehr gut und half mir, zu sortieren, mich zu fühlen, mich kennenzulernen, mich lieben zu lernen und für mich, meine Wünsche, meine Träume einzustehen. Schritt für Schritt zur Heilung, hin zur Selbstvergebung, Loslassen alten Geschehnissen, alter Erwartungshaltungen, hinein in ein Leben, das meines ist. Ich brauchte Abstand und war viele Jahre in räumlicher Distanz zu Personen, mit denen der Umgang einfach kompliziert und kräftezehrend war. Das half mir, einen stabilen Seelenschutz zu kreieren, um mich dann langsam wieder zu meinen Wurzeln zu bewegen.

Mir ist es heute unglaublich wichtig, den Kindern, mit denen ich in Verbindung treten darf, natürlich auch meinen zwei Erdenkindern, den Raum zu schenken, ihre Gefühle zu zeigen, miteinander zu wachsen, uns immer tiefer und echter kennenzulernen. Auch in der Partnerschaft und in Freundschaften ist mir dies sehr wichtig. Das ist nicht der einfachere, aber der echtere Weg. Es ist nicht schwarz oder weiß, es ist bunt und zwar jeden Tag. Es tut immer wieder mal weh, es ist laut, leise, unsicher, überfordernd, superwitzig, heiß, kalt es ist ein Abenteuer. Es braucht Mut und Offenheit, denn viele leben noch ganz anders. Aber viele schenken sich schon den Platz für die Echtheit der Gefühle und wissen und spüren bereits ganz eindeutig: Gefühle sind keine Krankheit.

Ich liebe es zu sehen, wie gesund es sich anfühlt, echt zu leben, ohne Maske, ohne Blatt vor dem Mund.

Wenn du Lust hast auf einen Vormittag auf Augenhöhe in einer Kleingruppe zum Thema: Lebst du nur oder fühlst du schon? Dann melde dich gerne zum Austausch auf Augenhöhe in Hörbranz oder online via Zoom an! Ich schenke dir Mut, Liebe und das Vertrauen, dass du gut bist, so wie du bist und dass alle deine Gefühle gefühlt werden wollen und zu dir gehören. Und dass das genau richtig so ist.

Übrigens das Herausforderndste an den Gefühlen ist bei mir, auch die Gefühle anderer zu akzeptieren wie sind, sie zu lassen, ihnen Platz zu schenken, ohne sie verändern zu wollen. Und bei dir?

 

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