Prinzessin auf der Erbse

von Bettina Stephanie Sohler

Wie ich es schaffte, meine innere feinfühlige Prinzessin auf der Erbse zu umarmen …

 

Hochsensibilität, Feinfühligkeit, Gefühlsstärke – was bedeuten diese Worte eigentlich für mich und mein Leben als Frau, Mama und Partnerin?

Hochsensibilität

Mit der Hochsensibilität verbinde ich das Gefühl von sehr viel zu hören, zu sehen, zu riechen, zu spüren kurz gesagt – wahrzunehmen. Filtern geht für mich immer besser. Ich habe dabei bestimmt auch viele Tools in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen als Sozialpädagogin und nun auch mit meinen eigenen Kindern gelernt. Um zu filtern, brauche ich viel innere Balance, Klarheit, Struktur und manchmal auch Kraft sowie das Wissen darüber, was ich tun kann, wenn zu viel gleichzeitig auf mich einprasselt.

Feinfühligkeit

Dieses Wort mag ich lieber. Ich empfinde es als weicher und herzlicher. Mir hilft es, wenn ich langsam und aufmerksam mit mir und meinen Bedürfnissen im Alltag bin. Wenn ich mir Zeit nehme für Dinge, die wichtig für mich sind und ich ehrlich anspreche, wie sich gewisse Dinge für mich anfühlen.

Zum Beispiel: Ich fühle mich gerade innerlich unruhig, jemand dreht laute unruhige Musik auf, die Kinder spielen gleichzeitig lebhaft in der Wohnung – viele verschiedene Geräusche prasseln auf mich ein. Das macht mich innerlich noch unruhiger und schenkt mir ein ziemlich unangenehmes freiheitsraubendes und enges Gefühl im Brustraum. Mittlerweile schaffe ich es aber, immer mehr zu formulieren, was mir gerade zu viel ist und was ich brauche, um wieder ruhiger zu werden.

Früher hatte ich das Gefühl, Multitasking macht mir gar nichts aus. Das war gespielt, weiß ich heute. Heute sag ich: Ich kann es, aber es tut mir nicht gut. Deswegen: Eines nach dem anderen, auch wenn das Warten für die Kinder oft sehr schwer ist. Aber im Warten kann man ja auch viel Tolles beobachten und entdecken, oder nicht?

Mittlerweile nenne ich mich mit einem liebevollen Augenzwinkern „Prinzessin auf der Erbse“. Das wäre früher eine Beleidigung für mich gewesen …

Meine Geschichte

Anfangs war es für mich eine große Herausforderung mit erst einem, dann auch 19 Monate später mit zwei sehr lebhaften, kreativen, wundervollen, feinfühligen, mitteilungsstarken Kleinkinder und einem sehr bodenständigen liebevollen und mittlerweile immer mehr feinfühlenden Mann an meiner Seite. Ja, er hat diese Seite auch…

Ich finde, es dauert seine Zeit, bis man das für sich integrieren kann, zumal es ja gesellschaftlich oft immer noch eher so ist: Der Mann ist stark, die Frau fühlt. Vielleicht etwas überspitzt, aber ich erlebe das schon noch immer manchmal so.

Vor der Geburt meiner Kinder war ich das bestimmt auch schon, ließ es aber weniger zu und wurde natürlich weniger getriggert. In meiner Arbeit als Sozialpädagogin hatte ich geregelte Zeiten. Turnus tat mir nicht gut und konnte nach getaner Arbeit immer gehen, jedoch spürte ich auch dort oft, dass mir kleinere Settings lieber sind und dass ich da mein Potenzial mehr entfalten kann.

Als Kind wurde dieser Teil in mir oft belächelt, vielleicht auch aus Angst, nicht zu wissen, wie man damit umgehen kann. Ich erinnere mich, dass ich als Kind öfters weinte, viel in meinem Zimmer war. Ich wollte auch immer gerne mitreden, es traf mich jedoch immer sehr tief, wenn andere meine Ansicht abwerteten oder – wie ich es heute empfinde – einfach anders dachten, als ich und dies für mich auch etwas schroff rüberbrachten. Oft ging ich dann weg, fühlte mich einsam und missverstanden. Irgendwann legte ich diesen Wesenszug immer mehr ab, körperlich zeigten sich dann manchmal Reizhusten, Angst zu wenig Luft zu bekommen, Enge in der Brust, Übelkeit und Hautausschläge.

 

 

Nach einer längeren sehr angepassten Phase schaffte ich es dann, zu rebellieren und ich empfand es sehr herausfordernd, dass mich vor allem meine Lehrer noch immer als das folgsame, strebsame, ruhige, fleißige Mädchen ansahen, dem sie ungern eine Standpauke halten wollten, da ich ja sonst so unkompliziert war.

Schritt für Schritt kam ich langsam wieder zurück ganz zu mir, nach einer tiefgehenden Aupair-Erfahrung und einer sehr tief prägenden freien Reisezeit mit einer besonderen Freundin. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann höre gerne meine Podcast-Episode dazu an.

Ich startete im Anschluss an diese besondere Zeit die Ausbildung zur Sozialpädagogin. Auch dort begegnete mir die Verletzlichkeit, mich ganz zu zeigen, meine Grenzen zu spüren, der Begriff der Mimose, die Angst vor dem Zerbrechen. So begannen verschiedenen Teile in mir zu wachsen und zu heilen. Auch ein sehr intensiver besonderer Weg zurück zu meinen manchmal unliebsamen Anteilen begann, als ich meine Mama wieder mehr in mein Leben ließ …

to be continued

 

 

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