Mindful2work: Achtsamkeit als Stresskiller

von Mag. Astrid Eder

Am Morgen steigen wir in die U-Bahn oder ins Auto und machen uns auf den Weg zur Arbeit. Dort angekommen könnten wir uns folgende Frage stellen: Was ist auf dem Weg hierher passiert?

 

Wahrscheinlich haben wir den Tag durchgeplant, ein Morgengespräch Revue passieren lassen oder uns in den nächsten Urlaub geträumt. Vielleicht können wir davon auch nichts gezielt benennen. Was wirklich passiert ist, die Menschen die uns begegnet sind, die erlebten Emotionen und Körperempfindungen, alle Geschehnisse und Sinneswahrnehmungen, waren und sind nicht gegenwärtig. Unser Gehirn schaltet gern auf den Autopilot-Modus.

Wir sind wach, aber nicht aufmerksam.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Programme und Trainings entwickelt, die sich mit der Kultivierung von Achtsamkeit beschäftigen. Dabei geht es nicht immer oder ausschließlich um Meditation, denn den Achtsamkeitsmuskel können wir im Verlauf unseres gesamten Alltags fortwährend trainieren. Und gleich vorweg: es geht nicht darum, den Autopilot völlig auszuschalten, denn er spart uns auch in vielen Situationen wertvolle Energie. Aber es geht darum zu erkennen, wann er läuft, und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wann es Sinn macht, ihn zu durchbrechen.

Leben und Arbeiten im Autopilot

In unseren hektischen Lebensweisen, die geprägt sind vom Fokus auf Arbeit, einer ständigen Erreichbarkeit für alle und jeden und einem Sich-mit-dem-Rest-der-Welt-vergleichen, fällt es nicht nur schwer, achtsame Momente zu erleben, sondern es würde das Gehirn auch überfordern, alle Geschehnisse im Innen und Außen in dem gelebten Geschwindigkeitsstrudel tatsächlich wahrzunehmen. Das Stresslevel der meisten Menschen ist bereits hoch genug und verträgt nicht noch mehr Belastung, deshalb ist der Autopilot auch so praktisch. Wenn wir ihn jedoch nie ausschalten, steuern wir unser gesamtes Dasein im selben Luftraum herum, mit den immer selben Zielen, die dann nur noch in kürzerer Zeit erreicht werden sollen.

Auswirkungen des Hamsterrads

Der arbeitende Mensch spürt die Auswirkungen einer erhöhten Dauererregung – auch Stress genannt – auf physischer und mentaler Ebene: verminderte Konzentrationsfähigkeit, weniger Motivation, Muskelverspannungen, Schlafstörungen, veränderte Essgewohnheiten, erhöhte Infektanfälligkeit, generell mehr Ausfälle durch Krankheiten, Resignation, Schwarz-Weiß-Denken, das Ablehnen von Veränderungen, Probleme, Entscheidungen zu fällen, Angst, Antriebslosigkeit, innere Leere,… keine Energie mehr für das Privatleben.

Mindful2Work Programm

An der Universität von Amsterdam haben Esther de Bruin und Susan Bögels ein achtsamkeitsbasiertes Programm entwickelt, das sich gezielt an Menschen wendet, die ein erhöhtes Stresserleben und Burnout-Symptome (wie oben beschrieben) wahrnehmen sowie an Menschen, die effektive Werkzeuge für den Umgang mit Stress erlernen möchten. Das 6 Wochen-Training lehnt sich an das klassische MBSR-Training an, hat jedoch einen entscheidenden neuen Ansatz, der vielen Menschen bereits abhandengekommen ist: aktive achtsame Bewegung. Also Bewegung, die uns Energie liefert, den Körper und das Denkvermögen stärkt und die trotzdem nicht auf Leistung oder Konkurrenzdenken aufgebaut ist. Diese Art von sportlicher Betätigung steigert unser psychisches Wohlbefinden und vermindert Stress, weil wir auf die Signale des Körpers achtend Erschöpfung vorbeugen.

6 Wochen Achtsamkeitsmuskel-Training

Jede Woche gibt es ein zweistündiges Gruppentreffen, das zum einen wie eine Atempause im Alltag ist, zum anderen wird hier eine Sequenz aus aktiver achtsamer Bewegung, sanftem Hatha- und Yin Yoga sowie Meditation praktiziert. Dieses formelle Üben ist auch Teil der täglichen Praxis zu Hause, über die es ebenfalls Austausch in der Gruppe gibt.

Jede Woche ist außerdem einem Fokusthema gewidmet, das sich anhand der formellen und informellen Achtsamkeitsübungen und der persönlichen Erfahrungen in der Gruppe gestaltet. Während dieser sechs Wochen wird der Achtsamkeitsmuskel auf vielfältige Weise stimuliert und trainiert. Die Teilnehmer lernen eine Reihe von einfachen, aber kraftvollen Übungen, die direkt im Alltag anwendbar und unkompliziert integrierbar sind. Diese ermöglichen bisherige Stressmuster und deren Auswirkungen wie Ermüdung oder Angst zu durchbrechen.

Das Training ist von einem Arbeitsbuch und Audioaufnahmen für das Üben daheim begleitet. Einige Wochen nach dem Training gibt es ein Abschlusstreffen, das die Teilnehmer bestärken soll, weiterhin dran zu bleiben, denn das Kultivieren von Achtsamkeit ist ein lebenslanger Übungsweg.

Achtsamkeit als Lebenseinstellung

Das Bemühen, Achtsamkeit ins eigene Leben zu bringen, kann zu einer tiefreichenden Lebenseinstellung führen, die nicht nur uns selbst, sondern auch unser Umfeld einschließt. Achtsamkeit schenkt uns mehr Gelassenheit, wir lernen auch in anstrengenden Zeiten gut für uns zu sorgen, verbessern unsere Beziehungen, und haben mehr und mehr das Gefühl, das eigene Leben wieder selbst in der Hand zu haben.

Dieses Programm ist neu im deutschsprachigen Raum und findet 2020 zum ersten Mal statt.
Weitere Infos und Termine unter: www.mindfulmelon.at/programm/mindful2work/

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