Herbst: Rückzug mit Yoga & Ritual-Tipps

von Astrid Eder

Im Jahreszeitenkreislauf der TCM steht der Herbst für Bewegung nach innen, also für Rückzug und Abschiednehmen.

In der Herbstzeit gehen wir langsam dazu über, die Yang-Aktivitäten des Sommers und Spätsommers zurückzufahren und unsere Energien mehr den Yin-Elementen in uns zu schenken. Das kann ein Rückzug ins traute Heim sein oder einfach das Erspüren, dass wir die inneren Kräfte des Körpers sammeln und bewahren sollten. Zuviel Energie geht in diesen Wochen durch die allgemeine Jahresende-Hektik und die allgemeine Situation im Außen verloren. Umso wichtiger ist es, Zeit und Raum für sich zu reservieren und diese Ich-Zeit zum Reflektieren zu nützen, was wir von diesem Jahr weiterhin bei uns behalten mögen und was eher nicht mehr hilfreich ist. Es gilt also Entscheidungen zu treffen und Abschied zunehmen.

Abschied

Und verabschiedet werden –

Herbst in Kiso

(Haiku von Buson)

 

Ich mag dieses Haiku von Buson, weil wir mit dem Abschiednehmen oft Traurigkeit verbinden, doch dann kommt dieses „und verabschiedet werden“ das Leser/-in plötzlich eine neue Perspektive einhaucht. Sie kann auch ein Hinweis darauf sein, dass wir selbst vielleicht freudig von dannen ziehen oder dass wir uns einfach mal nicht als Subjekt begreifen, sondern als Objekt einer Verabschiedung. Sozusagen ein neuer Impuls für unsere eingefahrene Sichtweise.

Hoch-Zeit fürs Immunsystem

Auf körperlicher Ebene geht es nun darum Lungen- und Dickdarm-Chi zu stärken, die Widerstandsfähigkeit des Immunsystems positiv zu beeinflussen und das vegetative Nervensystem vermehrt in den Parasympathikus, also in die Ruhe und Regeneration, zu führen. Ein besonderes Augenmerk in der sportlichen Praxis sollten wir auf die Muskeln rund um Schulterpartie, Schlüsselbein, Schulterblatt, oberen Rücken und Oberarm, sowie Hüftmuskeln und die des unteren Rückens, legen. Im Yoga geht es um das Kehlkopf-Chakra und das obere Ende des Rumpfes, als auch um das Wurzelchakra und damit das untere Ende des Rumpfes. Verbildlicht vielleicht die Tore für unseren Rückzug nach innen. Und innen, das ist der Rumpf, denn die Arme und Beine sind uns im Mutterleib erst später gewachsen.

Zwei Übungen aus dem Yin Yoga für den oberen Rücken und den Schulterbereich stelle ich euch in zwei Kurzvideos vor. Diese Übungen stimulieren unter anderem auch die Meridiane von Lunge- und Dickdarm:

Offener Flügel (open wings)

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Eine Haltung, die den Schultergürtel mobilisiert und den Brustkorb öffnet. Für Lunge, Dickdarm, Perikard, Dreifach Erwärmer, Herz- und Dünndarm-Meridian (Fingermeridiane).

Ist es möglich, 

– in dieser Haltung die Schulter die näher am Boden ist zu entspannen?
– die Haltung zu vertiefen in dem das obere Bein aufgestellt wird oder der obere Arm sich hinter den Rücken bewegt?
– eine Stimulierung der Fingermeridiane zu spüren?

Umarmende Flügel (embracing wings)

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Eine Haltung die für eine Dehnung der Schulterblätter sorgt. Für Lunge, Dickdarm, Perikard, Dreifach Erwärmer, Herz und Dünndarm Meridian (Fingermeridiane).

 

Ist es möglich, 

– in dieser Haltung den Oberkörper und speziell die Schultern der Schwerkraft zu überlassen?
– die Atmung zwischen den Schulterblättern zu spüren?
– eine Stimulierung der Fingermeridiane zu spüren?

Hakini Mudras

Zwei hilfreiche Mudras für den Lungen- und Dickdarm-Meridian, die jederzeit praktiziert werden können, sind die beiden Hakini Mudras. Ich übe sie jetzt im Herbst nacheinander als Eingangsritual zu meiner Sitzmeditation.


Die Hakini Mudra für die Lunge baut die Energie der Lunge auf, fördert die Konzentration und die Zusammenarbeit von rechter und linker Gehirnhälfte. Sie sorgt auch für eine vertiefte Atmung, die das Gehirn aktiviert. Dazu einfach alle Fingerspitzen aufeinanderlegen.

Die Hakini Mudra für den Dickdarm baut die Energie des Dickdarms auf und hat die anderen Vorteile (wie oben beschrieben) ebenso. Dazu wieder alle Fingerspitzen aufeinanderlegen, jetzt allerdings den Fingerkontakt um einen Finger verschieben: rechter Zeigefinger auf linken Daumen, rechte Mittelfinger auf linken Zeigefinger usw.


Und was das Loslassen und Abschiednehmen betrifft, habe ich zwei Rituale auf meinem Mindful Melon-Blog für dich. Die eine führt dich in die Natur. Denn es ist empfehlenswert, jetzt noch viel Zeit im Freien zu verbringen, um das Immunsystem zu stärken. Ich setze mich dazu in einer Spaziergangpause gerne unter einen Baum und beobachte, wie die Blätter loslassen. Die ganze Inspiration kannst du hier nachlesen.

Das zweite Ritual ist eigentlich eines, dass sich bei mir zweimal im Jahr vollzieht: Es heißt Kleiderwechsel und meint die Umstellung von Sommer- auf Herbstgarderobe im Kleiderschrank. Dabei bemühe ich mich Altes, Kaputtes und nicht mehr Passendes zu verabschieden – hier nachzulesen.

Viel Freude und ein starkes Lungen- und Dickdarm-Chi wünsch ich dir!

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