Rituale wiederentdecken

von Astrid Eder

Nun sind wir endlich – auch in diesem ver-rückten Jahr 2020 – im Dezember angelangt. In manchen Jahren jammern viele Menschen zu Beginn der Adventzeit, wie schnell das Jahr doch vergangen ist. Aber dieses Jahr, da höre ich die sonst raunenden Stimmen sagen: „Endlich das Jahr geht dem Ende zu!“, so als würde auch die Pandemie ein Ende finden, wenn die Jahreszahl umspringt.

Wenn also der Adventkranz sein erstes Lichtlein erstrahlen lässt, beginnen die Menschen in unseren Breitengraden in ihren Alltag Rituale einzubauen. Adventkränze werden besungen, das Haus/die Wohnung mit Lichterketten und allerlei Winterlich-Weihnachtlichem geschmückt, Adventfenster werden geöffnet und deren Inhalt bestaunt oder gegessen, Kekse für drei anstatt für ein Weihnachtsfest gebacken, Geschenke werden gebastelt, gekauft und verteilt, ein Christbaum wird aufgeputzt und schließlich am Ende des Monats werden Wünsche für das neue Jahr ans Universum und an die Mitmenschen geschickt.

Mag sein, dass die Rituale dieses Jahr aus offensichtlichen Gründen wieder mehr Rituale sind als sonst. Einfach weil die Menschen mehrheitlich Rückzug (dank Lockdown) erleben. Und das mehr als in anderen Jahren, in denen sonst die Besorgung des Adventkalenders für die Kinder oder das Kekse backen mit der Schwiegermutter mehr Stress verursachte, als je daraus hätte Freude entstehen können. So schreibt Byung-Chul Han in seinem Buch „Vom Verschwinden der Rituale – Eine Topologie der Gegenwart“, dass Rituale symbolische Techniken der Einhausung sind und dass sie das In-der-Welt-Sein in ein Zu-Haus-Sein verwandeln.



Was sind Rituale?

Rituale stabilisieren das Leben, sie bieten einen Ruhepol, denn sie laufen nach den immer selben Regeln ab: Weihnachten am 24.12., vier Wochen davor der erste Advent, jeden Sonntag eine zusätzliche Kerze anzünden, immer das gleiche Weihnachtsessen kochen, die Geschenke immer unterm Baum um acht Uhr abends auspacken, die Oma immer am 25.12. besuchen usw.

Diese vorgegebenen Regeln erlauben uns, uns ganz und gar auf den Vorgang einzulassen, ohne ihn jedes Mal neu zu erfinden oder zu gestalten.

Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort.

Besonders in diesem Jahr suchen Menschen Sicherheit und Gewissheit, weshalb uns die Rituale an diesem Jahresende vielleicht besonders hilfreich und wertvoll erscheinen können. Rituale ermöglichen auch, den Alltag anzuhalten oder aus ihm auszubrechen und sich dem Zauberhaften hinzugeben. Sie ermöglichen die Verbindung zu uns selbst und zu anderen wiederherzustellen oder zu erneuern, deshalb sind sie auch für den Zusammenhalt und das Zusammenleben von immenser Bedeutung.

Rituale für jeden Tag

Rituale vermögen es, etwas Tiefsinniges, Magisches und Wundervolles in unser Leben zu bringen. Sie machen, wie es Byung-Chul hHn beschreibt, die Zeit bewohnbar. Wir können ankommen in unserer Zeit, die sonst definiert ist von Konsum und Produktion, Hektik und Erfordernissen, Digitalisierung und Informationsflut.

Rituale bestehen im Grunde aus drei Elementen:
• Innehalten
• Beobachten
• eine Intention formulieren

Das Innehalten ist ein Bewusstmachen, wo man steht und was in diesem Augenblick vorgeht.
Das Beobachten meint das Wahrnehmen aller körperlichen Empfindungen, Gedanken und Emotionen in diesem Moment.
Eine Intention formulieren bedeutet, dass man Wünsche und Absichten entstehen lässt und diese in Worte fasst.

Im Grunde kann man jede Routinehandlung mit Bewusstheit und Achtsamkeit in ein Ritual verwandeln und so jeden Tag des Jahres mit etwas Weihnachtsfeeling bereichern. Ganz nach dem Motto „Es ist, wie es ist. Es wird, was du daraus machst“, findest Du auf Mindful Melon eine Inspiration für ein erstes Achtsamkeitsritual, das Du gerne bereits in dieser besonderen Zeit des Jahres aufgreifen kannst: Ein Gedanke am Tag–Notiz 

Ein weiteres Achtsamkeitsritual praktizieren wir bereits seit einigen Monaten jeden Montagmorgen in einer offenen Onlinegruppe:
MORGENMEDITATION 7:30 – 8:00 Uhr
ANKOMMEN …IN EINER NEUEN WOCHEN … IN EINEM NEUEN TAG … IN EINEM NEUEN MOMENT
Alle Infos und den Zoom Link gibt’s hier

Wenn du dich dafür begeistern kann, deinen Alltag mit neuen kleinen aber wirkungsvollen Achtsamkeitsritualen zu bereichern, dann leg ich dir fürs neue Jahr meinen Mindful Rituals Online Kurs ans Herz und vielleicht legst du ihn dir selbst gleich untern Weihnachtsbaum. Hier gibt’s neben der Möglichkeit des Eintauchens in die Achtsamkeitsmeditation auch viele Inspirationen mit unliebsamen Alltagsroutinen zu brechen und daraus zauberhafte Achtsamkeitsrituale entstehen zu lassen. Kursstart ist der 7. Jänner 2021.
Alle Infos gibt’s hier

Alles ist still.
Wenn du still sein kannst.

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