Mut zum Anderssein

von Martha Wirtenberger

(Familiäre) Systeme prägen uns. Sie formen uns von Anbeginn an und wir übernehmen bewusst oder unbewusst bestimmte Muster, Gedanken, Verhaltensweisen und Glaubenssätze. Immer dann, wenn wir uns verloren oder alleine fühlen, kann es sehr kraftvoll sein, sich das eigene System näher anzuschauen.

Es hilft, wenn wir uns die Wechselwirkungen in unserem Umfeld – Familie, Freundeskreis, Partnerschaft, beruflichem Kontext, Gesellschaft – ansehen und unseren Platz „erspüren“. Wie fühlen wir uns in unserer Familie? Als Außenseiter? Dazugehörig? Gehört und verstanden? Können wir damit umgehen, unseren Platz einzunehmen – auch dann, wenn er vielleicht so ganz „anders“ ist?

Es braucht Mut, sich der eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden. Ebenso ist es ein mutiger Schritt, das eigene Potential zu erkennen. Vor allem dann, wenn es „Pioniercharakter“ hat und ganz neu im System ist.

Oft bedeutet dies, einige Kritik, Verwunderung, Irritation, Wut oder auch Abwertung zu erfahren. Denn es wurde noch nie zuvor in der Form gelebt, betrachtet und das „Neue“ und „Andere“ kann so einiges im System durcheinanderwirbeln. Dies ist nicht immer gewünscht, sondern oft sehr ungemütlich. Für die Person, die „anders“ ist und auch jene, die damit konfrontiert werden in der Familie, im Freundeskreis, in der Arbeit oder der Gemeinschaft. Da ist es vielleicht manchmal leichter, einfach ablehnend zu agieren und reagieren. Denn dann muss man sich nicht mit dem „Anderen“ auseinandersetzen.

Diejenigen, die sich auf wahre Begegnung mit sich selbst einlassen, werden erkennen, dass dieser „Spiegel“ durch das „Andere“ sehr hilfreich sein kann. Wir können und dürfen erkennen, wie sehr bisher unbekannte Aspekte auch in uns schlummern. Es kann ein Geschenk sein, diese neuen Facetten von sich selbst willkommen zu heißen und sie auch anzunehmen.

Pionierinnen haben manchmal die spannende, schöne, aufregende aber auch anstrengende und herausfordernde Aufgabe, das Licht hoch zu halten und eventuell auch ihre Mitmenschen „aufzuwecken“ und „wach zu rütteln“. Sanft, kontinuierlich, beständig, mit Liebe und Verständnis.

Manchmal fordert es sehr heraus, „anders“ zu sein

Manchmal ist es auch sehr herausfordernd, das „Andere“ zu verstehen, zu sehen und zu akzeptieren. Ja, und wenn es einfach gegen die Naturgesetze handelt und Schaden anrichtet in der Welt, dann mögen wir den Mut haben, etwas zu sagen, zu agieren und zu handeln.

Im Grunde unseres Herzens wollen wir alle gesehen, gehört, gespürt und wahrgenommen werden mit unserem Sein. Im Grunde unseres Herzens wollen wir alle das Beste für uns selbst, unsere Mitmenschen und die Erde – davon gehe ich aus.

 

Vielleicht ist es ein Anfang, sich selbst in all dem „Anderssein“ anzunehmen und zu akzeptieren.

Was dabei unterstützend wirken kann:

  • (Familien)aufstellung (auch am Brett)
  • Systemische Beratung und Begleitung
  • „Briefe“ schreiben, die aber nicht abgeschickt werden
  • Rituale
  • Ahnenverbindung
  • Meditation mit der geistigen Welt
  • Selbstliebe, Selbstliebe und noch mehr Selbstliebe

Denn wer weiß: vielleicht ist es gar nicht so „anders“ als wir glauben, sondern kann verbinden und Brücken bauen zu anderen Herzen und Seelen.

So wünsche ich uns allen den Mut und vor allem die Freude, all unsere Facetten liebevoll anzunehmen. Immer dann, wenn wir bei und von anderen irritiert sind, können wir vielleicht unser Herz öffnen und erkennen, dass auch wir in unserem „Anderssein“ gesehen, gehört, gespürt und wahrgenommen wollen. In diesem Sinne können wir vielleicht den Mut haben, auch das „Anderssein“ unserer Mitmenschen leichter zu akzeptieren und anzunehmen.

 

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