Egoflash und sein Einfluss auf die Umwelt

von wolfgang Lugmayr

Pro Tag setzen wir im Internet etwa 3,5 Milliarden Google-Suchanfragen ab und verschicken rund 306 Milliarden E-Mails. Von Facebook (oder eher von uns) werden im gleichen Zeitraum cirka vier Petabyte (4.000.000.000.000.000 Byte) an Daten produziert.

 

Die Zahlen, wie viele Gramm Co2 (Kohlenstoffdioxid) eine Suchmaschinenanfrage verbraucht, variieren. Laut Google sind es 0,2 Gramm, Harvard-Physiker Alex Wissner-Gross geht eher von sieben Gramm aus. Man kann außerdem festhalten, dass eine 100 Kilobyte (100.000 Byte) große Nachricht, die im Internet als Text-E-Mail verschickt wird, 0,3 Gramm Co2 verbraucht und ein herkömmliches digitales Foto 50 Gramm. Alleine auf der Social Media-Plattform Facebook werden aktuell 350 Millionen davon hochgeladen. Täglich …

Zukünftige Anwendungen aus der „Künstlichen Intelligenz“ werden diese Werte weiter explodieren lassen.

Warum ist das von Bedeutung?

Co2 belastet unsere Umwelt, das ist hinlänglich bekannt. Die oben angeführten Emissionen entstehen hauptsächlich in den Rechenzentren, dort werden die Datenmengen verarbeitet, Datenmüll inklusive. Laut New York Times verbrauchten alle Rechenzentren der Welt im Jahr 2012 insgesamt bereits 30 Milliarden Watt an Energieleistung. Es ist eine kaum vorstellbare Menge an Energie, die hier aufgebracht werden muss, auf Kosten wertvoller Umweltressourcen.

Die Aktivistin Joana Moll hat errechnet, dass man für jede Sekunde auf Google eigentlich 23 Bäume pflanzen müsste, um einen Energieausgleich zu schaffen …

Und doch: Kaum spricht man mit Menschen über zukünftige „nachhaltigere“ Projekte – heute wird in Anlehnung an das Wassermannzeitalter gerne von der „neuen Zeit“ gesprochen – werden umgehend folgende Fragen gestellt: Wie präsentieren wir uns in sozialen Medien? Wie erreichen wir so viele Menschen als möglich im Internet? Erwähne ich dann in solchen Gesprächen die Sache mit den Emissionen, ernte ich höchstens betretenes Schweigen und das Thema wird umgehend gewechselt.

Der Egoflash

All diese Dinge passieren im Grunde aus einer allumfassenden Sucht heraus: dem „Egoflash“, wie es der österreichische Autor und PR-Experte Dr. Manfred Greisinger bereits 2001 – noch vor den Sozialen Medien – in seinem großartigen Buch „pur – Pure Relations“ so schön formuliert hat. Es ist jene Sucht, uns und unser Tun permanent präsentieren und darstellen zu wollen, koste es und komme was wolle.

Was kann man nun tun gegen die aktuellen Entwicklungen und diese Sucht?

(Anmerkung: Du meinst es ist keine? Beobachte einmal einen Smartphone-affinen Menschen, nachdem man ihm/ihr das Smartphone weggenommen hat)?

Gerne gebe ich an dieser Stelle einige Impulse:

  • Ein Vorab-Impuls: Streichen wir das Wort gegen gleich aus unserem Wortschatz, Extreme helfen uns nicht mehr weiter. Nennen wir es zum Beispiel: Wie können wir zu Verbesserungen beitragen? Achten wir generell auf unsere Wortwahl, ob nun in elektronischen Nachrichten oder in der persönlichen Kommunikation.
  • Fragen wir uns vor jeder E-Mail, jedem Posting und vor jeder Suchanfrage selbst: Ist das jetzt wirklich notwendig?
  • Ist die Antwort Ja, komme ich gleich noch einmal zur Wortwahl: Es heißt, dass 80 % (!) der Worte, die wir in der Kommunikation verwenden, für den Austausch der gerade relevanten Informationen nicht notwendig sind. Machen wir uns das bewusst, kürzen wir die Nachrichten und sparen uns damit bereits wertvolle Kilobyte (oder sogar mehr).
  • Die Neue Zeit − und ja, nach meinem Empfinden ist sie wirklich da − erfordert vor allem drei Tugenden: Geduld, Vertrauen in die Tatsache, dass uns die Leute finden werden, die für uns und unser Tun bestimmt sind (die in dieser reizüberfluteten Zeit höchstens hin und wieder einen kleinen Schubs benötigen) und die Einsicht, dass neue Zeiten auch neue Werkzeuge brauchen, die es gemeinsam zu entwickeln und mit Leben zu erfüllen gilt.

Und ja, pflanzen wir Bäume, so viele es braucht. Ich bin dabei!

 

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