Die Wim Hof-Methode

Atem, Kraft der Kälte und ein starker Fokus auf das Hier & Jetzt für Gesundheit und ein leistungsfähiges Immunsystem

Schön langsam sickern die Erkenntnisse von „Iceman“ Wim Hof auch in Österreich ein. Mag sein, dass es an der wachsenden Zahl von Instruktoren bei uns liegt, die mit ihren Kälte-Workshops immer mehr Menschen erreichen. Wie etwa Sonja Flandorfer, „coolste Frau“ im Lande und derzeit (noch) einzige weibliche Wim Hof-Expertin Österreichs.

 

Mit Kälte- und Mindmanagement trägt sie in ihren „Keep on cooling“-Workshops begeistert die Vision des niederländischen Gründervaters weiter. Dabei ist ihr die Leidenschaft für eiskaltes Wasser beileibe nicht in die Wiege gelegt, ganz im Gegenteil. „Ich war mal eine richtige Frostbeule“, erzählt sie lachend, wenn sie ihren Werdegang Revue passieren lässt. Der begann bei einem Mindmanagement-Seminar in USA, wo sie Wim Hof als Speaker auf der Bühne erlebte und sofort wusste, dass sie diesen Mann persönlich kennenlernen wollte. Nicht ganz einfach unter 14.000 Menschen in dem riesigen Seminarzentrum. Und dennoch: Plötzlich stand er vor ihr!

Der Beginn einer aufregenden Zeit für die Niederösterreicherin, die sich nach einem zehnwöchigen Onlinekurs entschloss, die Ausbildung zum Wim Hof-Instruktor zu absolvieren. „Bis ich mich von kurzen Wechselduschen zum eiskalten Wasser hochgearbeitet hatte, vergingen mehr als zehn wirklich harte Wochen. Deshalb kann ich heute meine Kunden mit ihren Anfangsschwierigkeiten auch so besonders gut begleiten!“ Am 1. Jänner 2018 jedenfalls hat Sonja ihr Ziel erreicht, als sie das neue Jahr im eiskalten Neufeldersee begrüßte.

 



Heute, bald drei Jahre später, ist Sonja längst nicht nur Wim Hof-Vollprofi, sondern hat schon vielen Menschen zu einem Immun-High verholfen. Denn neben der tiefen Atmung, der Selbstüberwindung und der mentalen Stärke, die diese Methode bringt, wirkt sie auch äußerst positiv auf die physische und psychische Gesundheit. So kann die Trainerin etwa von einem MS-Patienten berichten, der nach einem Eisbad eine Woche lang völlig schmerzfrei ist, der Ruheschmerz in der Hüfte einer ihrer Klientinnen bleibt danach ebenfalls tagelang verschwunden!

Sonja Flandorfer (Foto privat: Josef Flandorfer)

Wim Hof selbst hat nach einem Schicksalsschlag und folgender depressiven Episode mit seiner Methode aus einer dunklen Zeit herausgefunden. So geht es übrigens vielen, die schweres Suchtverhalten und Depression mit Hilfe des „Iceman“ überwinden konnten und anschließend die Ausbildung zum Instructor machten, um diese hilfreiche Methode weiterzugeben.

Selbst-Test

Wir wollten die vielversprechenden Auswirkungen dieser Methode nicht ungeprüft wiedergeben und sind der Einladung von Matthias Berger zum Wim Hof-Experiment zusammen mit unseren beiden Testimonials Christian und Theresa ins Eisbad gefolgt.

Im Gegensatz zu Sonja Flandorfer hatte der freiwillige Feuerwehrmann Matthias schon früh ein Faible für Kälte. Auch er geriet bei einer zufälligen Begegnung sogleich in Wim Hofs Bann und absolvierte 2015 spontan mit ihm eine Woche im eisigen Polen. Das war sein Auftakt für die Ausbildung zum Instructor, gemeinsam mit seinem Partner Dominik R. Graef, der ebenfalls Wim Hof-Experte ist, gibt er sein Wissen und seine Erfahrung weiter.

Für uns hat Matthias Berger nicht nur ein ganzes Pool mit Eiswasser gefüllt, sondern uns vorab auch sehr behutsam, geduldig und mit großem Einfühlungsvermögen eine ganze Stunde lang in die Atemtechnik eingeführt.

Wim Hof hat die Wissenschaftsszene seinerzeit mit der Tatsache, dass es ihm trotz Eisbad gelang, seine Körpertemperatur bei 37 Grad Celsius zu halten, ganz schön aufgewirbelt. Auch seine aufsehenerregenden Gipfelstürme auf den Kilomandscharo und den Mount Everest – beides wohlgemerkt nur in Badehose –, sowie sein Weltrekord für das längste, fast zweistündige Eisbad haben sein Kältetraining wohl so berühmt gemacht. Schließlich kann bereits eine halbe Stunde im Eiswasser für Untrainierte zum Tod führen.

Auch wenn die WHM-Atmung ihren Ursprung in der tibetischen Tummo-Meditation hat, ist sie keine Entspannungsatmung, sondern dient dazu, das autonome Nervensystem zu kontrollieren. Dabei wird tief eingeatmet, allerdings langsam und nicht vollständig ausgeatmet. Auf diese Weise wird viel Kohlendioxid ausgestoßen. Nach etwa 30 Atemzügen wird die Luft angehalten, bis sich das natürlich Bedürfnis zum Einatmen wieder meldet. So werden die Mitochondrien angefeuert, verstärkt Energie freizusetzen. Eine geführte Anleitung zur richtigen WHM-Atmung gibt’s übrigens in der Wim Hof-App (kostenlos für Android und iOS).

Männersache?

Mitnichten! Nicht nur Sonja Flandorfer beweist das Gegenteil eindrucksvoll. Auch Theresa Ferstl, die mit uns das Wim Hof-Experiment durchgeführt hat, hat sich dabei exzellent geschlagen! Ihre Erfahrung in Meditation und Apnoe-Tauchen war dabei wohl hilfreich, denn sie folgte der Anleitung von Matthias Berger äußerst fokussiert und mit größter Ruhe. „Eine sensationelle Erfahrung“, war ihr begeistertes Feedback und die Neugierde, wie weit sie im Eisbad wohl gehen könnte, ist bei ihr erwacht. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das nochmal ausprobiere!“

Sonja Flandorfer sieht in der starken Männerdominanz auch das in der Männerwelt tendenziell stärker vorhandene Wettbewerbsdenken. Frei nach dem Motto: Wer hält es länger aus? Wer kann länger die Luft anhalten? Frauen sind oft kälteempfindlicher und vielleicht auch etwas vorsichtiger oder ängstlicher. Doch die Wim Hof-Methode ist kein Aufruf zum Wettbewerb, vielmehr stehen für den Begründer und seine Instruktoren die gesundheitlichen und mentalen Auswirkungen im Fokus.

Auch Dr. Josephine Worseck, erste deutschsprachige Wim Hof-Trainerin und Autorin von „Die Heilkraft der Kälte“ beweist eindrucksvoll, dass die Methode nicht geschlechtsspezifisch ist.
Die Molekularbiologin, Yogalehrerin und Heilpraktikerin erklärt in ihrem kürzlich erschienen Buch sehr ausführlich, welche beeindruckende Wirkung Kälteanwendungen auf Körper und Geist haben. Von der Stärkung des Immunsystems über ein reduziertes Stressempfinden, schwindenden Entzündungen, schnellerer Regeneration (vor allem für Sportler/-innen interessant!) und erholsamem Schlaf bis zu einem insgesamt gesteigerten Wohlbefinden zeigen Kältekammer, Kryosauna und Eisbad vielerlei positive Effekte.

Kalt macht schlank

Schon nach wenigen Minuten bei Ganzkörperkälteanwendungen bei minus 110° C soll ein Kaloriendefizit von bis zu fünf Kilokalorien pro Kilo Körpergewicht entstehen! Da verbrennt ein 70 Kilo schwerer Mensch gleich mal rund 350 Kilokalorien in Nullkommanichts. Selbst bei moderateren Temperaturen von 16° C erhöht sich der Energieverbrauch im Körper bereits.



Braun vs. Weiß

Wusstest du, dass wir weiße und braune Fettzellen in unserem Körper beherbergen? Braunes Fettgewebe (beim Säugling noch stark ausgeprägt) ist reich an Mitochondrien und hat die Aufgabe, uns mit Hilfe des Proteins Thermogenin zu wärmen bzw. die richtige Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Weißes Fettgewebe hingegen speichert Überschüssiges auf unliebsame Weise auf unseren Hüften.

Die gute Nachricht: Durch Kältereize kann sich weißes Fettgewebe in braune (oder wenigstens beige) kalorienverbrauchende Fettzellen verwandeln. Ein kalter Körper produziert also mehr braunes Fettgewebe, das mehr Fett in den Zellen verbrennt. 

Nie wieder krank

Gesund, stark und leistungsfähig durch die Kraft der Kälte, das verspricht der Titel des Wim Hof-Buchs, das nicht nur seine spannende Lebensgeschichte, sondern auch die Methode, viele Erfahrungsberichte, wissenschaftliche Belege und Studienergebnisse zu den Auswirkungen auf Körper und Geist ausführlich beschreibt.

Der enthaltene 28 Tage-Plan leitet die Leser/-in an, die Technik mit regelmäßigen kalte Duschen und der speziellen Atem- und Konzentrationstechnik zu erlernen. Wer allerdings vor allem dem kontrollierten Hyperventilieren der WHM-Atmung im Alleingang skeptisch oder gar ängstlich gegenübersteht, ist bei den erfahrenen Wim Hof-Instruktoren gut aufgehoben, um sich professionell anleiten zu lassen und die nötige Sicherheit zu gewinnen, um die Kraft der Kälte für sich zu nützen.


Weiterführende Infos:
Sonja Flandorfer: www.keep-on-cooling.com
Matthias Berger: www.nivatus.at
Wim Hof: www.wimhofmethod.com

Aus CHI Ausgabe 03/2020
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