Der Angst-Virus

von Renate Neuhold

In der großen weltweiten Aufregung rund um das Corona-Virus, hat sich still und stetig ein weiterer hinzugesellt: der Angst-Virus. Und er verbreitet sich genauso schnell wie sein medial omnipräsenter Bruder. 

 

Manche spüren die Angst nur ab und zu. Bei anderen Menschen hat sie schon so viel Seelenraum eingenommen, dass sie sie von ihrem Herzen, unserem stärksten Energiefeld, abgetrennt hat. Um mich herum nehme ich im Moment sehr viele Ängste wahr. Angst vor dem Verlust der Gesundheit, der Freiheit, der Existenz, der Zukunft, dem Tod lieber Menschen oder unserem eigenen.

Man kann sich den negativen Nachrichten kaum entziehen, jeden Tag gibt es neue Meldungen, die verunsichern. Tagtäglich wird man zwischen Informationen und Des-Informationen hin- und hergezerrt. Kein Wunder, dass man jeden Tag mehr Verwirrung, Verunsicherung und Angst bekommt.

Auf Basis dieser Emotionen sollen wir dann Entscheidungen treffen, die unser Leben oder das unserer Kinder betreffen. Was ist richtig? Was ist falsch? Die Angst nimmt uns regelrecht das bisherige Vertrauen in unsere Entscheidungen. Was uns noch mehr verunsichert. Es ist ein Teufelskreis.

Angst ist prinzipiell kein guter Ratgeber.

Angst trennt uns von unserer Schöpferkraft, macht uns schwach und manipulierbar, bringt uns in eine Opferhaltung und macht uns krank, weil sie uns stresst.

Bei Stress schüttet unser Körper Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus, das wiederum regt die körpereigenen Killerzellen an, den Eindringling zu bekämpfen. In einer Akutsituation ist das sehr wertvoll. Was wir aktuell erleben, ist aber permanente Angst (sowie Wut, Unsicherheit, Sorge, Ohnmacht …), die unseren Stresslevel und damit auch die oben genannten Hormone stetig ansteigen lässt und chronisch erhöht hält. Das richtet sich langfristig immer gegen uns und unsere Gesundheit, denn der Körper produziert weniger Abwehrzellen, gleitet in einen Zustand der Erschöpfung und wir werden anfälliger.

Der größte Feind unseres Körpers ist und bleibt die Angst, denn sie hebelt leise und unbemerkt wichtige Stoffwechsel- und Immunprozesse aus. 

Im Stress-Management geht es unter anderem darum, deine Angst oder andere starke Emotionen wahrzunehmen und sie – bzw. die Situation, der sie zugrunde liegen – akzeptieren zu lernen. Mit diesem Bewusstsein kannst du dann daran arbeiten, eine Veränderung herbeizuführen und Schritt für Schritt deine Resilienz zu stärken. Die Definition von Resilienz ist die „psychische Widerstandskraft bzw. die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen und eine rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensumständen zu erreichen.“

Dazu gehören verschiedene Komponenten, die aufeinander bezogen und voneinander abhängig sind. Gut kombiniert stellen sie eine starke Kraft für deine persönliche Entwicklung dar und bewirken eine machtvolle Stärkung deiner Seele, deines Wohlbefindens. Dazu gehören: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientiertheit, Achtsamkeit, soziale Vernetzung, Selbstwirksamkeit und Zukunftsorientierung. Die meiner Meinung nach wichtigsten Säulen Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientiertheit bewegen und verändern deine mentale Stärke, dein Mindset. Achtsamkeit, soziale Vernetzung, Selbstwirksamkeit und Zukunftsorientierung sind die Säulen, die dich im Außen, in deiner Welt gut verankern.

Ja, unser Leben ist nicht mehr das gleiche. Wir werden auch so schnell nicht mehr dahin zurückkehren können, aber lasst uns das Beste daraus machen. 

Eine Übung, um sich der Angst zu entziehen, ist die innere Einkehr. Die Zukunft können wir nicht  vorhersagen, nur im Hier und Jetzt, im aktuellen Moment, finden wir (wieder) Kraft und Vertrauen in unsere Stärke(n). In der Stille und Besonnenheit eines solchen Moments kann man in Ruhe eine andere Haltung einnehmen. Das erlaubt dir, dich von der Angst gedanklich zu lösen und auf eine andere Emotion zu fokussieren.

Was haben dir die letzten 12 Monate an positiven Ereignissen/Situationen/Möglichkeiten gebracht? Und wenn du gleich „nichts“ antwortest, dann schau noch einmal genauer hin. Das müssen keine weltbewegenden Dinge gewesen sein. Auch etwas ganz Kleines kann dir Freude gemacht oder dein Leben erhellt haben. Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn man in all dem herrschenden Chaos auch etwas Schönes für sich entdeckt, sich daran erfreut und es genießt.

Wir lenken speziell in diesen Zeiten zu viel Aufmerksamkeit auf Negativität. Das ist aus Sicht der Stressbewältigung für deine Gesundheit nicht optimal. Die Konzentration auf das Gute, das Positive ist ein wichtiger Teil im Stressmanagement. Sie senkt Cortisol und erhöht das Glückshormon Dopamin. Außerdem öffnet der optimistische Blick auch das Tor zu deinen inneren Schätzen, zu deinem inneren Reichtum: die dir innewohnende Kraft, deine Intuition, Liebe, Vertrauen, und andere Dinge, an die du vielleicht schon lange nicht mehr gedacht hast.

Es fällt mir an manchen Tagen auch schwer, mich gegen den Angst-Virus abzugrenzen. Es erfordert Ausdauer und Mut. Und es braucht die bewusste Entscheidung, dagegen ankämpfen zu wollen. Meine Anregung an dich, wenn du dich dazu in der Lage fühlst: Hilf anderen, in welcher Weise auch immer es sich für dich richtig anfühlt, ihre Angst auszubalancieren. Das kann ein Lächeln sein, eine kleine Berührung, aufmunternde Worte.  Wenn Du dabei selbst Unterstützung brauchst, dann stehe ich gerne zur Verfügung.

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